Ricarda Huch Poetikdozentur für Gender in der literarischen Welt
Die Ricarda Huch Poetikdozentur für Gender in der literarischen Welt ist im Jahr 2015 im Namen der prominenten Braunschweiger Schriftstellerin zur Förderung der Auseinandersetzung mit Genderdimensionen in der Gegenwartsliteratur ins Leben gerufen worden. Ricarda Huch gilt als Braunschweigs große Stimme, welche humanistische Tradition und Geschichtsschreibung in die literarische Moderne überführte. Gleichzeitig hat sie als Frau im öffentlichen Leben und in der kulturellen Praxis ihrer Zeit weibliche (und männliche) Identitäten in Frage gestellt.
Die Poetikdozentur wird gemeinsam getragen von der Stadt Braunschweig, der Fakultät für Geistes- und Erziehungswissenschaften der Technischen Universität Braunschweig, dem Braunschweiger Zentrum für Gender Studies, seit 2020 Braunschweiger Netzwerk für Gender und Diversity Studies – eine Einrichtung der Technischen Universität Braunschweig, der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig – sowie dem Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte der TU Braunschweig.
Die Poetikdozentur wurde 2020 zum letzten Mal verliehen und Ende 2022 mit der Online-Veranstaltung „Ozeanisch schreiben“ abgeschlossen.
6. Ricarda Huch Poetikdozentur 2020: Sasha M. Salzmann
Aus dem Votum der Jury
„Die Autorin hat Mut zum Experiment, sie probiert wiederholt verschiedene Arten des Erzählens aus. In ihrem Buch über Grenzen, über sexuelle, kulturelle, nationale, religiöse Identität, über Trauer, Gewalt und Wut variiert Salzmann einige etablierte Erzähltopoi, wie den der Identitätssuche mittels Reise, der inzestuösen Liebe, aber auch der transgenerationellen Gewalterfahrung. Und es ist auch eine Liebeserklärung an Istanbul.“
Zum vollständigen Jury-Votum
Zur Person Sasha M. Salzmann
Die Roman- und Theaterautorin, Essayistin, Theatermacherin und Kuratorin Sasha Marianna Salzmann studierte Literatur, Theater, Medien in Hildesheim und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. 2002 war sie die Mitbegründerin des Kultur- und Gesellschaftsmagazins „freitext“, das sie bis 2013 mit herausgab.
Seit 2012 ist sie Hausautorin am Maxim Gorki Theater Berlin und hatte die Künstlerische Leitung der dortigen Studiobühne STUDIO Я inne („beste Experimentierbühne des Jahres“ 2014). Sie ist Mitbegründerin des „Neuen Instituts für Dramatisches Schreiben“ (NIDS), das u.a. eine innovative Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Stoff und Form, insbesondere mit Blick auf politische Inhalte, zum Ziel hat. Salzmanns Arbeiten sind international aufgeführt und mehrfach ausgezeichnet. Ihr Debütroman „Außer sich“ stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2017 und erhielt den Mara-Cassens sowie den Jürgen-Ponto Preis. „Außer sich“ ist momentan in 15 Sprachen übersetzt.
Zur Homepage von Sasha M. Salzmann
5. Ricarda Huch Poetikdozentur 2019: Thomas Meinecke
Thomas Meinecke wurde 1955 in Hamburg geboren, lebte ab 1977 in München und zog 1994 in ein oberbayrisches Dorf. Von 1978 bis 1986 war er Mitherausgeber und Redakteur der Avantgarde-Zeitschrift „Mode & Verzweiflung“, in den Achtzigerjahren schrieb er Kolumnen für DIE ZEIT, ab 1986 veröffentlichte er Erzählungen und zahlreiche Romane, zuletzt den Roman „Selbst“ (2016) im Suhrkamp Verlag. Zudem war er von 2007 bis 2013 Kolumnist für das Berliner Magazin „Groove“. Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Düsseldorfer Literaturpreis (2003) und dem Karl-Sczuka-Preis für Hörspiel als Radiokunst (2008). Im Wintersemester 2012 hatte er die Poetikdozentur an der Goethe-Universität Frankfurt inne, 2014 war er Writer in Residence an der Queen Mary University in London und 2016 Fellow am IFK in Wien. Thomas Meinecke ist außerdem Musiker und Texter in der 1980 von ihm mitgegründeten Band „Freiwillige Selbstkontrolle“ (FSK), Radio-DJ in seiner Sendung „Zündfunk Nachtmix“ (BR 2) und hat auch als Solokünstler Platten aufgenommen.
Zum Autoren-Logbuch des Verlages
4. Ricarda Huch Poetikdozentur 2018: Uljana Wolf
Uljana Wolf, geboren 1979 in Berlin, Studium der Germanistik, Kulturwissenschaft und Anglistik in Berlin und Krakau, lebt als Lyrikerin und Über-setzerin in Berlin und Brooklyn. Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und der Akademie für Sprache und Dichtung. Sie erhielt 2010 ein Autorenstipendium der Villa Aurora in Los Angeles, 2013 den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis, 2015 den Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung sowie 2016 den Adalbert-von-Chamisso-Preis und lehrte u.a. am Pratt Institute Brooklyn, der New York University, der Schule für Sprachkunst in Wien und der Humboldt Universität zu Berlin. Gegenwärtig ist sie Stipendiatin der Villa Massimo in Rom.
3. Ricarda Huch Poetikdozentur 2017: Marica Bodrožić
Marica Bodrožić, geboren 1973 in Dalmatien (Kroatien), lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie schreibt Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays und unterrichtet regelmäßig an Schulen und Universitäten.
Zentrales Thema ihres bisherigen Romanwerks, wofür Marica Bodrožić in Braunschweig den Preis der Ricarda Huch Poetikdozentur für Gender in der literarischen Welt 2017 erhält, sind die Jugoslawienkriege der 1990er Jahre, angefangen bei ihrem Erzähldebut „Tito ist tot“ (2002) über den Roman „Der Spieler der inneren Stunde“ (2004) bis hin zu ihren jüngsten Büchern „Das Gedächtnis der Libellen“ (2009), „Kirschholz und alte Gefühle“ (2012) und „Mein weißer Frieden“ (2014).
Marica Bodrožić zählt zu den wichtigsten Erzählerinnen ihrer Generation auf Deutsch. Sie erhielt u. a. den Preis der LiteraTour Nord, den Literaturpreis der Europäischen Union, den Literaturpreis der Adenauer-Stiftung, den Kulturpreis Deutsche Sprache. Ihre Wiesbadener Poetikvorlesungen von 2014 erschienen 2015 unter dem Titel „Das Auge hinter dem Auge“ und beschäftigten sich bereits mit Protagonistinnen weiblichen Schreibens wie Marguerite Duras, Christine Lavant oder Nathalie Sarraute.
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2. Ricarda Huch Poetikdozentur 2016: Annette Pehnt
Annette Pehnt, geboren 1967 in Köln, lebt mit ihrer Familie in Freiburg i.Br. Nach einem Jahr Freiwilligenarbeit in Belfast verbrachte sie mehrere Jahre in Irland, Schottland und den USA. Nach einem Studium der Anglistik, Keltologie und Germanistik in Köln, Galway, Berkeley/California und Freiburg promovierte sie über irische Literatur. Freie Mitarbeit bei der FAZ und der Badischen Zeitung, Schreibwerkstätten, Lehraufträge. Seit 2007 Dozentur an der PH Freiburg. Preise u. a.: 2001 Förderpreis zum Künstlerinnenpreis Nordrhein-Westfalen, 2001 Mara-Cassens-Preis, 2002 Preis der Jury des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, 2004 großes Stipendium des Darmstädter Literaturfonds, 2008 Thaddäus-Troll-Preis, 2009 Italo-Svevo-Preis. 2012 Solothurner Literaturpreis, 2012 Hermann-Hesse-Preis.
Werke u. a.: Ich muß los (Roman, München 2001), Herr Jakobi und die Dinge des Lebens (Roman, München 2005), Rabea und Marili (Kinderbuch, Hamburg 2006), Mobbing (Roman, München 2007), Annika und die geheimnisvollen Freunde (Kinderbuch, Hamburg 2007). Hier kommt Michelle (Campusroman, Freiburg 2010), Lexikon der Angst (München 2013), Der Bärbeiß (Kinderbuch, München 2013).
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1. Ricarda Huch Poetikdozentur 2015: Kristina Maidt-Zinke
Kristina Maidt-Zinke, in Bremen geboren, studierte Germanistik, Anglistik und Skandinavistik und arbeitet seither als freie Kulturjournalistin, Kritikerin, Autorin und Übersetzerin. Nach Aufenthalten in Finnland und Italien war sie von 1996 bis 2001 vorwiegend für die Frankfurter Allgemeine Zeitung als Literaturkritikerin tätig, danach wurde sie feste Feuilleton-Autorin der Süddeutschen Zeitung und Buchrezensentin für DIE ZEIT. Von 2008 bis 2010 war sie Mitglied der Jury für den Preis der Leipziger Buchmesse, der sie ab 2016 wieder für drei Jahre angehören wird. 2015 wirkt sie zum vierten Mal in der Jury des Braunschweiger Wilhelm Raabe-Literaturpreises mit. Sie gehört außerdem der Jury des Deutschen Übersetzerfonds an und moderiert seit 2011 das „Lyrische Quartett“ in der Münchner Stiftung Lyrik Kabinett. Im S. Fischer Verlag hat sie zwei Bände mit Texten aus dem Nachlass von Robert Gernhardt herausgegeben. Kristina Maidt-Zinke lebt zur Zeit in München und Venedig.
Zur Ricarda Huch Poetikdozentur
Mit der Verleihung der Poetikdozentur wird jährlich eine Dozentin oder ein Dozent ausgezeichnet, die/der sich durch bedeutende Leistungen auf dem Gebiet der Gegenwartsliteratur oder der literarischen Kritik ausgewiesen hat und in deren bzw. dessen Werk Geschlechterdimensionen von zentraler Bedeutung sind, u.a. indem hierarchische Geschlechterverhältnisse, Geschlechterstereotype oder Ein- und Ausgrenzungen durch Geschlechternormierungen überschritten und tradierte Geschlechterordnungen kritisch hinterfragt werden.
Ricarda Huch gilt als Braunschweigs große Stimme, welche humanistische Tradition und Geschichtsschreibung in die literarische Moderne überführte. Gleichzeitig hat sie als Frau im öffentlichen Leben und in der kulturellen Praxis ihrer Zeit weibliche (und männliche) Identitäten in Frage gestellt. Dies war für die Kooperationspartner Grund genug, 2015 im Namen der berühmtesten Frau der Stadt eine Poetikdozentur für Gender ins Leben zu rufen.