Exzellent publizieren mit Geschlechterdimensionen

Nature und andere namhafte Journals fordern Berücksichtigung ein

Forschungsfördernde Institutionen verlangen von Antragstellenden bereits seit einigen Jahren die Prüfung der Relevanz von Geschlechterdimensionen. Auch für peer-review-Publikationen in namhaften Journals wie Nature wird dies nun erforderlich. Die Hintergründe dieser Änderung in den redaktionellen Richtlinien und die Bedeutung für Forschende, die ihre Ergebnisse veröffentlichen wollen, sind im Folgenden zusammengefasst.

Die Entwicklung bei Nature

Magdalena Skipper, Chief Editor von Nature, hielt eine Keynote zum Thema „Sex and gender in research – Enhancing excellence of science“ (32:21 Min.) beim Nature Forum 2023 in Seoul. Darin unterstrich sie die Wichtigkeit der Berücksichtigung von Geschlechterdimensionen anhand von Beispielen aus der Forschung. Ziel ist es, den möglichen Gender-Bias in der Forschung zu vermeiden. Durch die Beachtung von Vielfältigkeitsdimensionen sollen die wissenschaftlichen Erkenntnisse die Diversität von Menschen und Tieren berücksichtigen sowie vorurteilsbezogene Verzerrungen vermeiden. Dieses ist ein Beitrag zu exzellenter Forschung.

Bereits am 19. Mai 2022 erschien in den Editorials von Nature der Artikel „Raising the bar on sex and gender reporting in research“. Mit dem langfristigen Ziel, Geschlechterdimensionen zu einem integralen Bestandteil des Forschungsdesigns zu machen, fordert Nature von Autor*innen in ihren Manuskripten darzulegen, wie Geschlechterdimensionen berücksichtigt wurden. Daraus kann auch folgen, dass Autor*innen Limitierungen in ihrer Aussagekraft deutlich machen müssen, wenn Geschlechterdimensionen nicht beachtet wurden und damit Unklarheiten in den Auswirkungen auf andere Geschlechter bestehen.

Damit übernimmt Nature die Forderungen der SAGER-Guidelines von 2016, die auch in einem Flowchart aufbereitet wurden und als Orientierung für Forschende dienen können.

Übersichten über andere Journals

Eine Liste von bisher 27 weiteren Jourals findet sich in den Policy Recommendations für peer-reviewed Journals bei Gendered Innovations. Hier sind die Anforderungen aufgeführt, die verschiedene Journals in ihren Veröffentlichungsrichtlinien implementiert haben. Gleichzeitig werden Hinweise dazu gegeben, was Autor*innen und Reviewer*innen beachten sollten. Auf die „Trends in policies to reflect gender and other characteristics of major professional journals“ verweist ebenfalls der südkoreanischen Ableger von Gendered Innovations, wobei Journals und deren Richtlinien zur Berücksichtigung von Geschlechterdimensionen aufgelistet werden. Die Auflistungen haben eine große Schnittmenge, ergänzen sich aber ebenso.

Die Entwicklung zu den Anforderungen für Peer-Review-Publikationen folgt einer Forderung von Gendered Innovations, die Prof. Londa Schiebinger bereits 2015 in einem Videostatement formulierte (3:50 Min.). Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits erste Journals im Bereich Physiologie Richtlinien zu Geschlechterdimensionen implementiert.

Was bedeutet das für Forschende

Um zukünftig sowohl Forschungsanträge gefördert zu bekommen als auch in namhaften Journals veröffentlichen zu können, sollte die Prüfung, ob Geschlechter- und Vielfältigkeitsdimensionen relevant sind, zum Standard werden. Dieses ist bei Projektplanung sinnvoll, aber auch im weiteren Projektverlauf. Damit ist sichergestellt, dass die Ergebnisse repräsentativ für die Gesellschaft sind und deren Ergebnisse sowohl Aussagekraft für eine vielfältige Gesellschaft haben als auch für deren Gesamtheit nutzbar sind.

Dort wo nur Teilgruppen betrachtet wurden, ist dies explizit zu kennzeichnen und es werden auch nur Aussagen erlaubt, die mit dieser Limitierung versehen sind. Wenn also nur männliche Probanden oder Versuchstiere genutzt wurden, ist dies auch so zu benennen; Aussagen zu anderen Geschlechtern sind damit spekulativ und unzulässig.

Beratung und Unterstützung an der TU Braunschweig

Das BMBF-geförderte Projekt „Geschlechterdimensionen im Blick der MINT-Forschung“ unterstützt Forschende dabei, die Relevanz von Geschlechterdimensionen in ihrer Forschung zu prüfen und ab ovo in ihre Forschung zu integrieren. Kontaktieren Sie uns gerne.

Einreichungen für Sonderausgabe „Breaking the Bias“

Noch bis zum 27. April 2025 ist es möglich, Beiträge für die Sonderausgabe „Breaking the bias: standardized methods, teaching, and governance for sex, gender, and intersectional analysis“ einzureichen. Diese wird in humanities and social sciences communications aus dem Nature Portfolio erscheinen. Herausgegeben wird die Sonderausgabe von Dr. Elizabeth Pollitzer, Prof. Dr. Martina Schraudner, Dr. Clemens Striebing und Dr. Anita Thaler.