Die Pilotphase des Gender-Zertifikats Bachelor wird auch im zweiten Semester gut genutzt!
Im zweiten Durchgang gibt es erneut ein großes Interesse am Gender-Zertifikat – nicht nur von der Zielgruppe der Bachelorstudierenden. Vierzehn Studierende verschiedener Fächer besuchen im Sommersemester 2023 das Kolloquium; sie haben meist bereits viele Lehrveranstaltungen der Gender Studies besucht und vertiefen nun diese Schwerpunktsetzung. Mit Diskussion von drei Modul-Abschlussarbeiten, deren Betreuung im Wintersemester 2022/2023 begann, können demnächst im aktuellen Kolloquium die ersten Gender-Zertifikate überreicht werden.
Lehrangebote im Gender-Zertifikat
Verankert ist das Gender-Zertifikat Bachelor im TU-Lehrangebot. Es zielt darauf, einen reflektierten Umgang mit Geschlecht in der eigenen wissenschaftlichen Arbeit zu entwickeln. Gender-Lehrveranstaltungen finden sich an der TU Braunschweig in unterschiedlichen Studiengängen und mit unterschiedlicher Ausrichtung. Jedes Semester werden alle aktuellen Bachelor-Lehrveranstaltungen mit Gender-Schwerpunkt, die in das Zertifikat eingebracht werden können, hier beschrieben. Weitere Anrechnungen sowie eine rückwirkende Anerkennung aus früheren Semestern sind nach Absprache möglich.
Gute Kooperationen bestehen zu den Lehrenden, die Lehrveranstaltungen mit Gender-Schwerpunkt anbieten: Neben einer Bewerbung des Zertifikats öffnen sie, wenn es die Rahmenbedingungen zulassen und freie Plätze vorhanden sind, ihr Lehrangebot für fachfremde Zertifikatsstudierende. Damit erhalten die Studierenden die Option, sich interdisziplinär mit Inhalten der Gender Studies auseinanderzusetzen, um Genderwissen und Genderkompetenz aufzubauen.
Im Zertifikat werden die besuchten Lehrveranstaltungen gerahmt durch ein begleitendes Kolloquium, eine theoriefundierte Reflexionsarbeit und ein Transferprojekt. Die Anmeldung zum Zertifikat erfolgt durch Anmeldung zum Kolloquium.
Strukturierte Vermittlung im Kolloquium
Auch im Sommersemester 2023 bietet das zweiwöchentliche Kolloquium neben einem Einblick in das Zertifikatsprogramm vor allem einen Austauschraum, den die Zertifikatsstudierenden bereits in der ersten Sitzung zur angeregten Diskussion nutzten. Über das Semester werden die eigenen Reflexions- oder Transferarbeiten bearbeitet, präsentiert und miteinander besprochen.
Theoriefundierte Reflexionsarbeit im Zertifikatsmodul „Grundlagen der Gender Studies“
In diesem Modul werden grundlegende Begriffe, Grundkenntnisse und Theorien der Gender Studies in einer einführenden Lehrveranstaltung vermittelt. Ein Sensibilisierungstraining schlägt eine Brücke zu den Handlungsoptionen und ermöglicht eine selbstreflexive Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten. Auf diesem Wissen und diesen Erfahrungen aufbauend wird in der Abschlussleistung dieses Zertifikatsmoduls exemplarisch in einer Reflexionsarbeit eine Fragestellung mit Theoriebezug vertieft. Diese umfasst die Herausarbeitung von theoriefundierten Argumenten und ggf. ihre gegenseitige Abwägung. Eine kritische Positionierung zum Ertrag der Theorien in Bezug auf die eigene Fragestellung kann erfolgen: Ist z.B. die Argumentation plausibel oder erhellend gewesen? Hat in der Argumentation etwas gefehlt? Wurde etwas Überraschendes festgestellt, eventuell ein neuer Denkanstoß erhalten? Was kann mitgenommen werden aus einer intensiven Gegenüberstellung von Positionen – oder: Wie kann diese feministische Kritik für die eigene spätere Textarbeit oder allgemein für das eigene Studium, den Alltag u.ä. genutzt werden?
Transferprojekt im Zertifikatsmodul „Gender Studies in der Praxis“
In diesem eher anwendungsbezogenen Zertifikatsmodul wird in einem Transferprojekt ein Themenbereich des eigenen Studiums aus einer Genderperspektive analysiert. Grundidee ist es zu überlegen, welche Methoden, Themen oder didaktischen Elemente aus einer Lehrveranstaltung mit Gender-Schwerpunkt transferiert werden könnten in ein Anwendungsfeld im eigenen Studium: Wo und wie könnte ein Themenfeld in dieser „normalen“ Lehrveranstaltung durch Ideen der Gender Studies bereichert werden? Dieses Themenfeld wäre dann aus einer „Genderperspektive“ zu untersuchen, z.B.: Wurden in einer Gender-Lehrveranstaltung Fragestellungen kennengelernt, die hier neu angewendet werden könnten? Oder: Müsste das Thema anders aufgebaut werden, wenn konsequent die Perspektive von Geschlecht zu berücksichtigen wäre? Was ist neu durch die gewählte Genderperspektive bzw. welche Erkenntnisse erwarte ich? Gibt es Literatur, die zusätzlich zu nutzen wäre? Methoden und Ideen des Transferprojekts werden im Kolloquium vorgestellt und diskutiert.
Die Zertifikatsidee erreicht neue Fächer
Momentan besuchen das Kolloquium vierzehn Studierende, die aus den Erziehungswissenschaften, aus verschiedenen Lehramtsstudiengängen, aus den Sozialwissenschaften, aus der Psychologie sowie aus den Masterrichtungen M.A. Organisation, Governance, Bildung und M.Ed. Germanistik/Deutsch kommen. Einige Studierende befinden sich in der Bachelorabschlussphase. Zwei bringen bereits Bachelorabschlüsse mit (Mediendesign und Soziale Arbeit) und möchten nun in einem weiteren Bachelor ihr Wissen breiter aufstellen.
Masterstudierende können in der Pilotphase das Gender-Zertifikat erwerben unter der Anerkennung absolvierter Bachelor-Lehrveranstaltungen mit Gender-Schwerpunkt.
Interesse am Gender-Zertifikat steigend
Es besteht ein Interesse am Mehrwert des Gender-Zertifikats, denn dieses Angebot qualifiziert durch die Erweiterung fachlicher, methodischer und sozialer Genderkompetenzen. Es befähigt zur Auseinandersetzung mit den Inhalten der Gender Studies und deren Praxisrelevanz, fördert die Persönlichkeitsbildung und ist in allen beruflichen Kontexten anwendbar.
Motive und Erwartungen an das Zertifikat formulierten die Kolloquium-Teilnehmenden. Gewünscht werden beispielsweise:
- Einblick in andere Wissenschaften außerhalb des eigenen Faches
- Rahmen für bisher gesammeltes Wissen in den Gender Studies
- Sensibilisierung im Bereich der Gender Studies
- Umgang mit Vorurteilen und verschiedenen Geschlechtern
- Gender im eigenen Fachbereich selbstverständlich mitdenken
- Vernetzung, Austausch, Diskussion und „AHA“-Erlebnisse
Das eigene Blickfeld solle erweitert werden, auch Perspektiven für „nach dem Gender-Zertifikat“ gelte es zu entwickeln. So schilderten die ersten Absolventinnen, dass sie sich durch das Gender-Zertifikat Bachelor bessere Chancen bei Bewerbungen für Masterstudienplätze erwarten.