Neues aus dem Forschungsschwerpunkt von Prof. Dr. Ariane Brenssell
„Nicht über Menschen forschen, sondern mit ihnen – das ist die Grundidee partizipativer Forschung. Der vermeintlich ‚neutrale‘ Forschungsstandpunkt wird aufgegeben zugunsten eines gemeinsamen und parteilichen Forschens mit dem Ziel der emanzipatorischen Veränderungen von Geschlechter- und Lebensverhältnissen.“ (Klappentext) Partizipation ist ein Grundthema von Ariane Brenssell, dass sie nicht nur in dem frisch gedruckten Sammelband präsentiert, sondern ebenso ihre Lehre und Forschung kennzeichnet – hierfür wurde Ariane Brenssell 2019 ausgezeichnet.
Zum Buch „Partizipative Forschung und Gender“, herausgegeben von Ariane Brenssell und Andrea Lutz-Kluge
Das Buch versammelt erstmals im deutschsprachigen Raum partizipative Forschungsperspektiven, -methoden und -projekte mit Fokus auf Gender. Ariane Brenssell präsentiert darin die zentralen Ergebnisse des communitybasierten partizipativen Forschungsprojekts „Kontextualisierte Traumaarbeit“, das sie mit dem Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe in Deutschland (bff) von 2015 – 2019 durchführte.
Darüber hinaus enthält die Publikation grundlegende Überlegungen zu feministischer partizipativer sowie betroffenenkontollierter Forschung. Anhand von unterschiedlichen Forschungsprojekten zu den Themen Sexarbeit, Strafvollzug, Gewalt und Traumaarbeit, Trans*Community und Gesundheitsförderung werden verschiedene methodische Möglichkeiten auf ihre partizipative Qualität hin reflektiert. Das Buch ist auch ein Aufruf dazu, feministische und postkoloniale Wissenschaftskritiken – es gibt keine neutralen, objektiven Forschungsstandpunkte, wissenschaftliche Perspektiven sind partial, partikular und situiert – praktisch in Forschungsprojekten zu verwirklichen.
Brenssell, Ariane/ Lutz-Kluge, Andrea (Hg.) (2020): Partizipative Forschung und Gender. Emanzipatorische Forschungsansätze weiterdenken. Opladen: Barbara Budrich.
Die neue Publikation knüpft thematisch an die Tagung „Partizipative Forschung im Gender-Kontext. 6. Braunschweiger Gender Forum“ an, die 2016 in Kooperation mit dem Braunschweiger Zentrum für Gender Studies von Ariane Brenssell durchgeführt wurde und zu der es eine kurze Tagungsdokumentation gibt.
„Kontextualisierte Traumaarbeit“: Abschluss eines partizipativen Forschungsprojektes
Aus dem Forschungsprojekt ist eine weitere Publikation von Ariane Brenssell mit Ans Hartmann und Cai Schmitz-Weicht entstanden. Dort heißt es: „Wo beginnt eine Traumatisierung und wann hört sie auf? Wie lassen sich traumatische Erfahrungen verarbeiten? Mitarbeiterinnen von Frauenberatungsstellen und Frauennotrufen stellen sich diese Fragen seit mehreren Jahrzehnten. Sie begleiten Frauen und Mädchen, die geschlechtsspezifische Gewalt erlebt, erfahren, überlebt haben. Sie lassen medizinische und psychologische Traumadebatten und gesellschaftliche Diskurse zu Gewalt in ihre Arbeit einfließen. Sie sind täglich mit dem Erfolg und den Grenzen ihrer Arbeit konfrontiert. Das dabei entstandene Praxiswissen wurde nun im Rahmen einer partizipativen Forschungsarbeit systematisiert und im Kontext der kontextualisierten Traumaarbeit begrifflich gefasst.“
Brenssell, Ariane/ Hartmann, Ans/ Schmitz-Weicht, Cai (2020): Kontextualisierte Tramaarbeit. Beratung und Begleitung nach geschlechtsspezifischer Gewalt – Forschungsergebnisse aus der Praxis feministischer Beratungsstellen. Berlin: bff.
„Besonderer Lehrpreis für Forschendes Lernen“ der Ostfalia ging 2019 an Ariane Brenssell
Partizipation ist nicht nur ein Forschungsthema von Ariane Brenssell, sondern ebenso Grundbaustein ihrer Lehre, für die sie den Ostfalia Lehrpreis 2019 erhielt. Bemerkenswert ist, dass sie in der vierjährigen Preisgeschichte die erste Frau ist, die den Preis erhalten hat – eine überdenkenswerte Preispolitik.
Zur Person
Prof. Dr. Ariane Brenssell
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
Fakultät Soziale Arbeit (Campus Wolfenbüttel)
Am Exer 6, 38302 Wolfenbüttel
Postanschrift: Salzdahlumer Str. 46/48, 38302 Wolfenbüttel
Forschungs- und Lehrschwerpunkte: Kritische Psychologie; Alltägliche Lebensführung und neoliberale Hegemonie; Care-Ökonomie; Psychosoziale Arbeit und kontextualisierte Traumaarbeit; Internationale und politische Zusammenhänge Sozialer Arbeit; Hegemonietheoretische Analysen; Subjektwissenschaftliche Forschung/partizipative Forschung; Grundlagen der Psychologie für die Soziale Arbeit; Kritische Auseinandersetzung mit psychiatrischer Diagnostik
Ariane Brenssell ist seit ihrem Ruf an die Ostfalia Mitglied des Braunschweiger Zentrums für Gender Studies bzw. des Braunschweiger Netzwerks für Gender und Diversity Studies und war bis 2019 Mitglied der Gemeinsamen Kommission Gender Studies.