Das BZG ist mit fünf Beiträgen dabei
Der Wissenschaftstag ist seit 2017 eine Antwort der Wissenschaftler*innen und Einrichtungen der Geschlechterforschung auf die Versuche, die Gender Studies als einseitig und unwissenschaftlich zu disqualifizieren. In der Woche vom 18. Dezember zeigen seitdem im deutschsprachigen Raum Beiträge unterschiedlichster Art, wie spannend und erkenntnisreich dieses interdisziplinäre Forschungs- und Lehrfeld ist.
Es braucht die Gender Studies!
Es braucht die Gender Studies als Beitrag zur wissenschaftsfundierten Auseinandersetzung mit der Welt und zur Bewältigung aktueller Herausforderungen.
Die Gender Studies sind eine Reflexionswissenschaft, d.h. sie tragen dazu bei, das (implizite) Wissen zu Geschlecht kritisch zu beleuchten. Um von einem Alltagswissen zu wissenschaftlich informierten Wissen zu kommen, braucht es der wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
Geschlecht und Geschlechtervielfalt spielt in allen Bereichen menschlichen Lebens eine Rolle. „Es ist zugleich individuelle Erfahrung, soziale Strukturkategorie, kulturell-symbolischer Code, körperlich-leibliche Materialität, Dimension und Effekt sozialer Praxen, Teil von Organisationen und Institutionen, literarisches Narrativ usw.“ – so heißt es hier auf der Seite des Lehrstuhls Soziologie und Gender Studies von Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky an Ludwig-Maximilians-Universität München. Unter der Überschrift „Gender – eine soziale Tatsache von Natur aus“ führt Prof. Villa weiter aus, was der Begriff Gender umfasst. Einen Einblick in die theoretischen Grundlagen, Fachbegriffe und Wissenschaftskonzepte finden sich in dieser kostenlosen Lerneinheit „Geschlecht ist für alle Fächer da„.
Ausgewählte Einblicke
Es braucht die Gender Studies um fundiertes Wissen zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt sowie zur Verschränkung mit weiteren Differenzsetzungen wie Herkunft (Intersektionalität) breit zu vermitteln.
Das Braunschweiger Zentrum für Gender Studies (BZG) hat hierfür die Entwicklung des Gesellschaftsspiels „Identitätenlotto. Ein Spiel quer durchs Leben“ angestoßen durch das geförderte Projekt „Gender spielend lernen„. Der nächste Spieleabend ist für den 17. Januar 2023 an der TU Braunschweig geplant und wird hier bekanntgegeben.
Auch im Bereich Schule ist dieses eine wichtige Aufgabe, um den pädagogischen Auftrag einer Bildung für alle nachzukommen. Hierzu trug das Projekt „Hochschule lehrt Vielfalt!“ bei, deren zweibändige Publikationen „Schule lehrt/lernt Vielfalt“ die Umsetzung in Bildungseinrichtungen unterstützt.
Es braucht die Gender Studies aufgrund von nach wie vor bestehenden ungleichen, gewaltvollen Geschlechterverhältnissen, die sich u.a. ausdrücken in Sexismus, Gender-Bias, Feindlichkeit und Gewalt gegen Frauen und queeren Personen. Um dieser gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zu begegnen braucht es wissenschaftlich fundiertes Wissen, was unser Beitrag Solidarität mit trans* Personen umsetzt. Auch Maßnahmen gegen Gewalt gegen Frauen bedürfen der wissenschaftlichen Begleitung, wie die Arbeit zur Umsetzung der Istanbul-Konvention von Prof. Dr. Ariane Brenssell zeigt.
Es braucht sie, weil Wissenschaft ebenfalls von ungleichen Geschlechterverhältnissen geprägt ist und sich Geschlecht (unbewusst) in die Wissenschaft einschreibt. Dieses beeinflusst die Qualität der Lehre und Forschung, weshalb wir das BMBF-Projekt „Geschlechterdimensionen in MINT-Disziplinen“ (IH2E) aufgesetzt haben. Zur Integration von Geschlechterperspektiven in die Lehre haben wir zwei Handreichungen zu E- und Blended-Learning mit Lehreinheiten erstellt. Einen Fokus auf Gender in die Lehre der MINT-Fächer legt das Projekt des gFFZ (Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen) sowie die frei zugänglichen und kostenlosen Lehreinheiten des Projektes Gendering MINT digital.
Dieses sind nur einige Beispiele, warum es die Gender Studies braucht. Weitere aktuelle Einblicke bieten u.a. die Beiträge zum #4Gender Studies, die diese Woche bundesweit gepostet werden, aber auch die Beiträge unter diesem Hashtag der letzten fünf Jahre.
#4GenderStudies am BZG
Wir beteiligen uns dieses Jahr mit folgenden Beiträgen:
Montag, 12.12.2022 wurde dieser Beitrag veröffentlicht.
Dienstag, 13.12.2022 werden wir eine neue Folge unserer MedienBar zur Frage der (geschlechtlichen) Selbstbestimmung anlässlich des im nächsten Jahr kommenden Selbstbestimmungsgesetzes veröffentlichen. Sie wird hier zu finden sein.
Mittwoch, 14.12.2022 wird eine weitere Folge der MedienBar online gehen; diesmal zum Thema Gender, Queer und Religionen. Auch dieser wird hier veröffentlicht.
Donnerstag, 15.12.2022 ab 18:30h werfen drei Wissenschaftlerinnen mit Thomas Meinecke einen neuen Blick auf ihre Publikation „Ozeanisch schreiben“ und debattieren zu aktuellen Fragen rund um Gender, Queer und (Anti-)Feminismus. Mehr zur Online-Veranstaltung hier.
Freitag, 16.12.2022 erscheint noch eine MedienBar-Folge zu Fragen Rund um geschlechtergerechte queerbewusste Sprache, zugänglich über den gleichen Link hier.
Zum Format #4GenderStudies
Ziel ist, durch kurze Formate einen Einblick in die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu vermitteln – und dabei die Vielfältigkeit sichtbar zu machen. Die zahlreichen Aktionen in den sozialen Medien werden begleitet von Vor-Ort-Veranstaltungen an den unterschiedlichen Standorten im deutschsprachigen Raum.
Jede*r kann sich unter dem Hashtag #4GenderStudies beteiligen, um über die wissenschaftsbasierte Arbeit aus dem Feld der Geschlechterforschung zu berichten. Mehr Informationen finden Sie z.B. über das Margherita von Brentano Zentrum in Berlin hier.