Materialien zum Thema Sprache und Gendern
Was haben Geschlecht und Sprache miteinander zu tun? Warum ist eine Sprache notwendig, die vielfältige Geschlechter inkludiert? Und warum wird der Doppelpunkt auch vom deutschen Blinden- und Sehbehindertenverein nicht empfohlen?
Die „Beziehung“ zwischen Sprache und Geschlecht wurde durch Debatten zwischen den Linguistinnen Luise F. Pusch und Senta Trömel-Plötz seit den späten 1970er Jahren geprägt, die damals die männliche Struktur der deutschen Sprache kritisierten.
Wir haben einige Medien zusammengestellt, die unterschiedliche Aspekte der geschlechtergerechten und queerbewussten Sprache aufzeigen.
Gender Studies zeigen, wie Sprache (soziale) Wirklichkeit schafft.
Bis heute gibt es heftigen Streit um das Gendern und die richtige Art dies zu tun. Ein wissenschaftsbasierter Blick auf die Debatte gibt Orientierung.
Geschlechtergerechte Sprache historisch betrachtet
Sprachdebatten wurden und werden in verschiedenen Zeiten hochemotional geführt, weil sie weit über Sprache hinausweisen. Dies trifft nicht nur auf Debatten zum sogenannten Gendern zu. Entscheidend für die Forderung einer solchen Sprache ist die Erkenntnis, dass Sprache auch in Geschlechterfragen Wirklichkeit schafft.
Im Audiobeitrag „Kann Sprache Wirklichkeit schaffen?“ (Dauer 07:45 Min.) antwortet der Deutschlandfunk auf Nachfragen von Zuhörenden auf einen zuvor gesendeten Audiobeitrag „Streit ums Gendern. Was sich aus früheren Sprachdebatten lernen lässt“ (Dauer 16:01 Min.). Beide Beiträge lassen Sprachwissenschaftler*innen zu Wort kommen, schildern historische Sprachdebatten und zeigen wie Sprache (soziale) Wirklichkeit schafft. Dabei wird auch auf Unterschiede zwischen heutigen und vergangenen Debatten ums Gendern eingegangen.
Gendern – aber wie und warum?
Aktuell gibt es drei Genderzeichen, die im deutschsprachigen Raum am häufigsten verwendet werden, um geschlechtergerechte Wortformen zu bilden:
- den Unterstrich (Zeichner_innen)
- das Sternchen/Asterisk (Astronom*in)
- den Doppelpunkt (Leser:in)
Im Video „Gendern: Das sind die Vor- und Nachteile geschlechtergerechter Sprache“ werden verschiedene, auch kontroverse Sichtweisen auf gendersensible Sprache gezeigt. Aufgrund der verständlichen und abwechslungsreichen Darstellung mit Interviews, Erklärungen und Animationen ist das Video für jeden Menschen ohne Fachkenntnisse empfehlenswert. Das Video (Dauer: 22:49 Min.) wurde produziert vom Bayerischen Rundfunk 2021 in der Rubrik beta stories und ist neben vielen anderen Materialien über die Gender-Mediathek abrufbar.
Im Interview mit der Professorin Gabriele Diewald von der Leibniz Universität Hannover geht es um den Sprachwandel in Bezug auf den gesellschaftlichen Wandel und Hinterfragung der Normen, Benutzung des sogenannten generischen Maskulinums und Sprachökonomie vom Gendern. Zusammen mit der promovierten Philologin Anja Steinhauer hat sie zwei Duden-Ratgeber über gendergerechte Sprach publiziert, die ebenso im Text erwähnt werden. Der Beitrag ist für alle Menschen interessant, die sich mit den Debatten rund um das Thema Sprache und Geschlecht auseinandersetzen möchten. Bestimmte Fachkenntnisse sind dabei nicht erforderlich. Das Interview wurde von der Journalistin Jeanne Wellnitz geführt.
Wie und warum geschlechtergerechte Sprache in den deutschen Unternehmen integriert werden kann, und welche gendergerechte Kommunikation innerhalb eines Unternehmens möglich ist, wird im Interview mit Michael Martens erklärt, der zusammen mit seinem Team deutsche Unternehmen auf dem Weg zur fairen Sprache begleitet. Der Beitrag bietet etwa eine Orientierung für die Firmen, die sich für die Benutzung der geschlechtergerechten Sprache entscheiden wollen. Das Interview wurde ebenfalls von der Journalistin Jeanne Wellnitz durchgeführt.
Geschlechter- und blindengerecht?
Der Doppelpunkt gilt als Form, die bei Audiodeskriptionen richtig, d.h. in Form eines Glottisschlag, gelesen wird. Doch dieses ist eher eine Frage des Programmierens als des richtigen Zeichens. Auch weil der Doppelpunkt nicht aus den queeren, trans*, inter*, nicht-binären Communities kommt, empfiehlt der Blinden- und Sehbehindertenverein diesen nicht für eine geschlechtergerechte Schreibweise, sondern das Gender-Sternchen. Wichtig sein eine Einheitlichkeit. Allgemein wird allerdings empfohlen, gegenderte Formen in blindengerechten Medien zu vermeiden, da diese das Verständnis erschweren.
Die Stellungnahme findet sich auf der Seite des Vereins. Der Beitrag ist in erster Linie für die Einrichtungen und Organisationen interessant, die mit sehbehinderten und blinden Personen arbeiten, räumt aber auch mit einem Mythos auf.
Rassismus und Sprache
Sprache hängt nicht nur mit Geschlecht, sondern auch mit anderen sozialen Kategorien wie z. B. ethnischer Herkunft zusammen. In welchen Kontexten können wir den Begriff „People of Color“ verwenden? Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie in den folgenden spannenden Materialien.
Erklärungen, welche englischen Begriffe in Bezug auf Personen verwendet werden können, die Erfahrung mit Rassismus gemacht haben, und weitere sprachliche Auseinandersetzungen rund um das Thema Inklusion findet man bei Samet Aki in den Beiträgen auf LinkedIn. So wird z.B. verdeutlicht, in welchen Kontexten der Begriff „People of Color“ angebracht ist. Die Beiträge richten sich an Personen, die sich mit englischsprachigen Begriffen im Kontext der Diskriminierung auseinandersetzen wollen. Englischkenntnisse sind dabei erforderlich.
MedienBar
Wir bringen seit Oktober 2022 in unregelmäßigen Abständen in dieser Serie MedienBar Beiträge, in denen wir multimediale Materialien zu queer-feministischen Themen vorstellen.
Wenn Sie Material zu einem bestimmten Thema suchen oder entsprechende Tipps für uns haben, schreiben Sie gerne an Katja Barrenscheen.
Bisher erschienen
MedienBar (1): Gender-Mediathek
MedienBar (2): Willkommen im Club
MedienBar (3): Geschlechtliche Selbstbestimmung
MedienBar (4): Religion, Geschlecht und Sexualität