Performance-Festival Rollen.Bilder

Feministisches Theaterkollektiv rio.rot lädt ein

Rio.rot ist ein Braunschweiger Kollektiv, das sich aus dem Studiengang „Darstellendes Spiel“ am Institut der Performativen Kunst und Bildung (HBK Braunschweig) 2017 gegründet hat. Das feministische Kollektiv besteht aus Anna Konrad, Catharina Koch und Sophie Bothe. Drei Frauen, die in ihrer Kunst patriarchale, heteronormative Strukturen aufdecken und reflektieren wollen. Im Rahmen des Kurz-Festivals bringt rio.rot vom 21. bis zum 23. Oktober 2022 drei unterschiedlichen Theater-Performances zu Rollenbildern mit Rahmenprogramm nach Braunschweig.

WAS MAN(N) NICHT SIEHT (2017)

In dieser ersten ortsspezifischen Arbeit, welche im Sankt-Leonhards-Garten in Braunschweig entstanden ist, setzt sich rio.rot mit der Fragestellung auseinander: „Was bedeutet es eine Mutter in unserer Gesellschaft zu sein?” Sie führten Interviews mit 47 Frauen im Alter von 21 bis 73 Jahren. Entstanden ist eine Arbeit, in welcher die Performerinnen einen roten Kleinwagen schieben und umspielen. Die Zuschauenden befinden sich dabei geschützt im Innenraum des Wagens und übernehmen die Lenkung. Das Schieben des Autos dient als Symbol für die Antriebskraft der Mütter im familiären Kontext. 

Vater.Rollen (2019)

Die erste performative Auseinandersetzung ist der Ausgangspunkt für diese zweite Arbeit, in der rio.rot mögliche Ursachen für die Schwierigkeiten einer gleichberechtigten Arbeitsverteilung zwischen Mann und Frau in Familien mit Kindern betrachtet. Sie beschäftigten sich mit den Vorstellungen zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Partnerschaft.

Für die Performance wurden kinderlose Männer im Alter von 20 bis 29 Jahren über ihre Vorstellung vom Vatersein befragt. Dabei zeigte sich mehrheitlich der Wille, sich von den tradierten Rollenbildern zu lösen. Jedoch ändert sich dies statistisch gesehen häufig in dem Moment, in dem ein Kind die Partnerschaft erweitert. Als Zitat zur vorherigen Arbeit nutzt rio.rot als zentralen Gegenstand drei Autositze auf Rollen, mit denen sie sich mobil durch den Bühnenraum bewegen. Textlich basiert auch diese Arbeit auf der Verwendung von O-Tönen aus den Interviews, die um Erkenntnisse aus dem Väterreport 2018 des BMFSFJ erweitert wurden.

Zwischen Schwestern & Söhnen (2021)

Im dritten Stück fragt rio.rot nach der Ausprägung patriarchaler Strukturen im kindlichen Spiel. Daraus resultieren die Fragen: Woher kommt es, dass wir uns als Schwestern und als Söhne sehen? Was wäre anders gewesen, wenn wir als Söhne erzogen worden wären?

Jede Performerin von rio.rot wuchs als Tochter und als Schwester von Schwestern auf. Keine von ihnen hat einen Bruder und der fehlende Sohn spielte in jeder ihrer Familien eine unterschiedliche Rolle. Für die Recherche dieser Produktion führte rio.rot Interviews mit Geschwisterkindern ihrer Generation und setzte sich mit den eigenen biographischen Erfahrungen auseinander. Als szenografisches Grundelement wählten sie neun rote Kisten, welche an überdimensionale Bauklötze erinnern, und platzierten diese inmitten eines  Spielplatzes. Die Zuschauenden sitzen ebenfalls auf und zwischen den Spielgeräten.

Das Festival

Diese drei Produktionen sollen nun in Form eines Kurzfestivals mit dem Oberthema Rollen.Bilder innerhalb von drei Tagen präsentiert werden. Das Kurzfestival findet im Rahmen des frühSTÜCKs in Kooperation mit dem LOT Theater Braunschweig und dem Braunschweiger Zentrum für Gender Studies vom 21. – 23. Oktober 2022 statt.

Rahmenprogramm in Kooperation mit dem BZG

Das Festival findet in Kooperation mit dem LOT-Theater und dem Braunschweiger Zentrum für Gender Studies statt. Die Kooperation mit dem BZG hat zum Ziel, das Rahmenprogramm durch wissenschaftliche Vorträge zu erweitern, um zusätzliche Perspektiven auf das Thema Rollen.Bilder heranzuziehen und einen weiteren Diskussionsraum zu bieten.

Darüber hinaus soll im Rahmen eines theaterpädagogischen Vermittlungsprogramms Interssierte aus Kindertagesstätten, weiterführenden Schulen sowie anderen Bildungseinrichtungen für die Thematik sensibilisiert werden. Die Workshops werden von den drei Frauen von rio.rot als Theatervermittlerinnen selber durchführen.

Am Ende des Festivals soll unter Einbezug aller Beiträge eine abschließende Diskussion mit dem Publikum stattfinden. 

Wer sind die drei Frauen von rio.rot?

Sophie Bothe lebt in Braunschweig und absolvierte ihr Bachelorstudium in den Fächern Darstellendes Spiel und English Studies an der HBK und TU Braunschweig. Zurzeit studiert sie die Fächer im vertiefenden Masterstudiengang. Sie ist Performerin, Produktionsleiterin und Theaterpädagogin und Mitglied im Netzwerk des Braunschweiger Zentrums für Gender Studies.

Catharina Koch wuchs im Raum Nienburg(Weser) als Arbeiter*innenkind auf und lebt heute in Hamburg. Sie ist Performancekünstlerin und lehrt die Fächer Theater und Germanistik. Catharina absolvierte 2018 ihren Bachelor of Arts und 2021 ihren Master of Education mit den Fächern Darstellendes Spiel und Germanistik an der HBK Braunschweig.

Anna Konrad lebt in Berlin. Sie ist Performerin, Produktionsleiterin und Theaterpädagogin. Sie absolvierte ihren Bachelor of Arts 2021 in Germanistik und Darstellendem Spiel an der TU und HBK Braunschweig. Parallel zum Studium arbeitete sie von 2017 – 2020 als Freie Theaterpädagogin für das Theaterpädagogische Zentrum Braunschweig.

Zur Website von riorot.de