Ein glamouröses Symposium zu Ehren von Bettina Wahrig
Bettina Wahrig, seit 1997 Professorin für Pharmazie- und Wissenschaftsgeschichte an der TU Braunschweig und Mitgründerin des Braunschweiger Zentrums für Gender Studies (BZG), wird Ende September 2024 in den Ruhestand gehen. Zu ihren Ehren haben ihre (ehemaligen) Mitarbeiter*innen Florence Vienne (Jena), Heiko Stoff (Hannover) und Alexander v. Schwerin (Braunschweig) gemeinsam mit dem Team des BZG das Symposium „Fröhliche Wissenschaft“ organisiert.
Das Programm zu Ehren des Schaffens von Bettina Wahrig
Mit einem reichhaltigen Programm, das mit einem Blick in die Lübecker Zeit begann und das Wirken von Bettina Wahrig in der Pharmaziegeschichte, in den Gender Studies und in universitären Institutionen beleuchtete. Gerahmt wurden die kurzweiligen Beiträge von der Ausstellung „Wahrigs Wissenschaften“, die zusätzlich den immensen Einfluss von Bettina Wahrig in Forschung und Lehre dokumentierte. Zum Abschluss gab es ein Fest.
„Wahrigs Wissenschaften“ – eine Werkschau
Das Symposium wurde von einer Ausstellung begleitet, die während der Pausen und am Ende betrachtet werden konnte. Die erste Station zur Abteilung Pharmazie- und Wissenschaftsgeschichte bot einen Einblick zur Geschichte als auch zu Aktivitäten des Teams.
Ein Blick auf die Forschung von Bettina Wahrig und der Abteilung
Die Schriftenrolle der nächsten Station zeigte 184 Publikationen von Bettina Wahrig. Begonnen hat ihre wissenschaftliche Veröffentlichungstätigkeit 1981 mit zwei Rezensionen. Die Titel einiger Aufsätze zeugen von der Fröhlichen Wissenschaft: „Derrida hat Nietzsches Regenschirm verloren“ (2023), „Schwarz-Weiß im Kopf oder Blau im Gesicht?“ (2013), „Arsen macht schön“ (2010), „Zimt hat eine lange Geschichte und viele Gesichter“ (2009), „’… über Sekunden lacht man nicht’“ (2002) und „Der aufgeklärte Pumpernickel“ (1991). Einige Bücher und Sonderdrucke wurden präsentiert.
So wundert es nicht, dass an der Abteilung Pharmazie- und Wissenschaftsgeschichte von 1997 bis 2024 sechsundzwanzig Forschungsprojekte angesiedelt waren, die an der dritten Station mit Kurzbeschreibungen ausgelegt wurden.
Einige der Forschungsprojekte stehen im Zusammenhang mit den von Bettina Wahrig betreuten Dissertationen und Habilitationen. Die Übersicht zeigt, dass vier Habilitationen, 27 erstbetreute und sieben zweitbetreute Dissertationen abgeschlossen wurden; 14 weiter sind noch in Betreuung. Die vorhandenen Veröffentlichungen wurden als Bücherturm und auf Notenständern ausgestellt. Darüber hinaus war das Promotionsprogramm „Konfigurationen von Mensch, Maschine und Geschlecht (KoMMa.G)“ ein wichtiger Bestandteil der Nachwuchsförderung, welches mit Zeugnissen seiner Aktivitäten ebenfalls Teil der Ausstellung war.
Ausstellungen in der Ausstellung
Die Arbeit von Bettina Wahrig und ihrer Abteilung zeichnet sich auch durch ihre Ausstellungen aus, durch die die Pharmaziegeschichte immer wieder an ein breites Publikum vermittelt wurde. Die neuste Ausstellung „Eine kleine Geschichte des Frauenkörpers in 13 Stücken“, die gemeinsam mit Annette Marquardt entstand, wurde in Vitrinen gezeigt und kann noch in Form einer Präsentation mit eingebetteten Audios ansehen werden.
Plakate und Publikationen verwiesen auf folgende länger zurückliegende Ausstellungen:
- „Dem Hebammenwissen auf der Spur. Zur Geschichte der Geburtshilfe“ (2000) in der Universitätsbibliothek der TU Braunschweig.
- „Magie der Natur? Heilpflanzen von und für Frauen gestern und heute“ (2006). Hierfür wurden Schautafeln im Arzneipflanzengarten aufgestellt – Fotos geben einen Eindruck dazu.
- „Pharmakon: Farbe · Zauber · Gift · Arznei“ (2019/2020) in der Universitätsbibliothek der TU Braunschweig.
Innovative Lehrkonzepte
Mit verschiedenen Projekten hat Bettina Wahrig dazu beigetragen, die Lehre attraktiver zu gestalten. Gemeinsam mit Prof. Eckart Voigts und Robin Auer hat sie 2023 den Preis TUmorrow Awards für ihr gemeinsames Seminar „Digital Hub: International Perspectives on Environmental Humanities“ erhalten.
Die Terminologievorlesung hat Bettina Wahrig so verändert, dass in ihr zwischen 2016 und 2019 von den Studierenden mehrere Lernspielen zur Vermittlung pharmazeutischer Termini entwickelt wurden. Seit 2018 wurde im Wahlpflichtfach Pharmaziegeschichte sowie interdisziplinären Seminaren die Arzneimittelhistorischen Sammlung zur historischen Objektforschung genutzt, um Grundlagen der Sammlungsarbeit und Objektdokumentation zu vermitteln. Und in zwei Blockseminaren haben 2018 und 2019 Pharmaziestudierende die PharmAppBS entwickelt. Pharmaziehistorische Themen mit regionalen Bezug werden hier als Stadtrundgang konzipiert. Dauerhaft zugänglich sind die Stadtrundgänge „Magische Pflanzen“, „Giftpflanzen“, „Abortiva“ und „Agnes Pockels“; die QR-Codes finden sich auf dem Plakat. Zusätzlich ist ein Booklet zum Accouchierhaus in Braunschweig entstanden.
Geschichten rund um die Pharmaziegeschichte
Seit 2023 wird monatlich ein Objekt des Monats auf der Website der Abteilung vorgestellt. Diese basiert auf der Arzneimittelhistorischen Sammlung, deren Urheber der Begründer des Pharmaziehistorischen Seminars Wolfgang Schneider ist und u.a. von Bettina Wahrig und Annette Marquardt weitergeführt wurden. Regelmäßig Führungen geben Einblick in diese einzigartige Sammlung.
Aber auch in öffentlichen Vorträgen geht Bettina Wahrig der Geschichte (giftiger) Stoffe nach. So sprach sie zu „Starkes Gift: Arsen als Stoff für Alltag und Krimi“ im Rahmen der Veranstaltungsreihe Science Talk des Phaenos in Wolfsburg. Das Element ist nicht nur Krimifans als klassische Waffe von Giftmörder*innen und Attentäter*innen bekannt, sondern wurde im Laufe der Geschichte vielfältig genutzt – in der Medizin, der Farbenherstellung und der Industrie.
Und wie geht es weiter?
Dazu ist auf der Abteilungsseite zu lesen: „Die Zeit von Bettina Wahrig als hauptamtliche Professorin endet. Wir sind aber weiter erreichbar. Und Verrentung ist ja schließlich kein Berufsverbot. Diese Seiten werden zur Zeit umstrukturiert, so dass Sie unsere veränderten Lehr-und Forschungs-Aktivitäten und die fortgeführten Aktionen rund um die Arzneimittelhistorische Sammlung verfolgen können. Die Bibliothek bleibt auf Anfrage besuchbar. Details in der Unterseite „Bibliothek“. Führungen durch die Arzneimittelhistorische Sammlung finden regelmäßig statt. Informationen dazu finden Sie in der entsprechenden Rubrik. Und schauen Sie auch in die Rubrik Objekt des Monats, in der weiterhin regelmäßig je ein neues Objekt aus der Arzneimittelhistorischen Sammlung vorgestellt wird.“
Wir können also gespannt sein auf die Fortführung Wahrigs wissenschaftliche Werkgeschichte.