Gender trifft MINT

Lunch-Break-Kurzvorträge für alle

Unser diesjähriges interdisziplinäres Ringseminar (Sommersemester 2025) startet mittwochs um 11:30 Uhr immer mit einem i.d.R. 20-30-minütigen Input, zu dem Sie herzlich eingeladen sind. Die Vorträge mit Blick auf Gender und MINT finden im Altgebäude der TU Braunschweig (Pockelsstr. 4) statt und sind für alle Interessierten offen.

Übersicht Termine & Themen

Die einzelnen Vorträge der Reihe Gender trifft MINT finden in wechselnden Räumen des Altgebäudes statt; Informationen hierzu und Abstracts finden sich unten.

16.04.: Körper im 18. und 19. Jd. (Dr. Merdes)
30.04.: AI Narratives (Ahmad) – englisch
14.05.: Geschlecht und Stadt (Jun-Prof. Bertram)
21.05.: MINT & Kulturwissenschaften (Prof. Heinze) – 15 Min. Input
04.06.: Gender und Fachkulturen/MINT-Berufe (Dr. Geese) – 15 Min. Input
25.06.: Stereotype und Stereotypisierte (Prof. Thies & Muselick)
02.07.: Andere Technologien (Dr. Franz & Raskin)
09.07.: MINT geschlechterreflektiert vermitteln (Wedl)

Abstracts

Die Vorträge finden im Rahmen des interdisziplinären Ringseminars „Gender trifft MINT“ des Braunschweiger Zentrums für Gender Studies statt. Im Anschluss an den öffentlichen Vortrag erfolgt jeweils eine nicht-öffentliche Seminarsitzung.
Die Vorträge widmen sich der Schnittstelle von Geschlechterforschung und Lebens-, Natur- sowie Ingenieurwissenschaften aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven. Dabei werden bisherige Erkenntnisse dazu beleuchtet, wie Geschlecht in Fachkulturen und Berufsfelder sowie in Forschung und Entwicklung eingeschrieben ist.

16. April 2025 (Raum PK 4.2)
Vergeschlechtlichungen und Rassifizierungen von Körpern im 18. und 19. Jahrhundert, ihre Auswirkungen und Möglichkeiten der Reformulierung
Dr. Dominique Merdes (Institut für Geschichtswissenschaft, TU Braunschweig)

Heutige Auffassungen der Zweigeschlechtlichkeit basieren auf Entwicklungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Damals wurde nicht nur versucht, Geschlechterunterschiede im menschlichen Körper festzumachen, auch biologische Rassenunterschiede wurden in sämtlichen Körperteilen gesucht. In beiden, eng miteinander verflochtenen, Prozessen materialisierten sich gesellschaftliche Ordnungen im menschlichen Körper. Darüber hinaus standen diese Entwicklungen mit anderen Forschungsfeldern im Austausch, beispielsweise gab es Wechselwirkungen mit der Botanik und der Tier- und Pflanzenzucht. In dieser Veranstaltung wenden wir uns besonders den historischen Verflechtungen zwischen Zweigeschlechtlichkeit, Rassifizierung und Botanik zu. Hierbei soll nicht nur nachvollzogen werden, wie sich soziale Ordnungen in Körperwissen materialisierten, sondern auch, wie dies in der Forschung zum Teil unterlaufen wurde. Außerdem werden wir aktuelle Versuche der Reformulierung verfestigter, soziale Hierarchien reproduzierender biologischer Auffassungen diskutieren.

30. April 2025 (Raum 4.122)
AI Narratives: Why Stories we tell about AI matter
Dimah Ahmad M.A. (Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur, TU Braunschweig)

Intersectional Feminism(s) have provided us with frameworks, tools and theories to better understand how Gender, Race and Class interlock and shape our realities. Feminist science and technology studies implement these approaches to analyze power structures and highlight harms to marginalized communities in technology domains.

Narratives about AI that reach us through Media, social media and tech CEOs might not be enough to fully understand the technology and its impact on societies. These might focus and highlight the tech’s productivity, speed, effectiveness and innovation. But the story of AI is worthy a deeper dive; by sharing untold stories about AI through an intersectional feminist lens, we hope to bridge the AI narratives’ gap.

14. Mai 2025 (Raum PK 4.2)
Geschlecht und Stadt – wie lassen sich Machtverhältnisse im öffentlichen Raum ablesen?
Prof. Dr. Henriette Bertram (Jun.Prof. Gender.Ing, Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur, TU Braunschweig)

Seit dem spatial turn in den Sozialwissenschaften gehen wir davon aus, dass Raum und Gesellschaft sich gegenseitig prägen. Raum und seine Gestaltung durch den Menschen sind damit Spiegel und Ausdruck gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse und Machtverhältnisse. Auch Geschlecht und die damit verbundenen Nutzungs- und Verhaltenserwartungen beeinflussen unsere Raumwahrnehmung und -nutzung. Gebäude und städtebauliche Strukturen überdauern häufig sehr viele Jahre, so dass wir heute in einer gebauten Umwelt leben, die von einem binären Geschlechterbild mit klarer Rollenverteilung und Hierarchisierung zwischen Mann und Frau zugrunde liegt. Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie Geschlechterstereotype und Heteronormativität heute noch in den öffentlichen Raum und seine Gestaltung zu finden sind und welche Werte und Vorstellungen ihnen zugrunde liegen.

21. Mai 2025 (Raum PK 4.122) – 15-minütiger Input
MINT & Kulturwissenschaften: Zwei Beispiele
Prof. Dr. Rüdiger Heinze (Institut für Anglistik und Amerikanistik, TU Braunschweig)

In dieser Veranstaltung diskutieren wir, wie interdisziplinäre kulturwissenschaftliche Projekte die Themen Gender & MINT zusammenbringen (können), mit welchen Theorien und Methoden, und welche Herausforderungen es dabei gibt. Als Beispiele für die Diskussion mit den Studierenden dienen zwei wiss. Abschlussarbeiten, die 1) filmische Biographien von Marie Curie und 2) die Darstellung von Mathematik und Mathematikern (sic) in der Populärkultur, insb. Im Spielfilm, behandeln.

04. Juni 2025 (Raum PK 4.122) – 15-minütiger Input
Gender und Fachkulturen/MINT-Berufe
Dr. rer. nat. Anne Geese (Institut für Fachdidaktik der Naturwissenschaften / Abteilung Physikdidaktik, TU Braunschweig)

In dieser Veranstaltung wird der enge Zusammenhang zwischen Gender und den tradierten Fachkulturen in den MINT-Berufen in den Blick genommen. Wir beleuchten, wie historisch gewachsene Strukturen und kommunikative Praktiken in den MINT-Bereichen Geschlechterrollen reproduzieren und einwirken. Im Zentrum der Diskussion stehen folgende Aspekte: a) die Entstehung und Verfestigung fachkultureller Normen in MINT-Disziplinen, die häufig mit männlich konnotierten Vorstellungen von Rationalität und Praxiserfahrung verknüpft sind; b) der Einfluss von Gender auf den Zugang, die Identifikation und die berufliche Entwicklung in männerdominierten Fachkulturen; c) Strategien zur Reflexion und Dekonstruktion dieser Normen, die den Weg für mehr Diversität und Inklusion in MINT-Berufen ebnen können.

25. Juni 2025 (Raum PK 4.117)
Stereotype und Stereotypisierte – Was können Stereotype anrichten?
Prof. Dr. Barbara Thies und Jennifer Muselick M.Sc. (Institut für Pädagogische Psychologie, TU Braunschweig)

Über unser Leben hinweg entwickeln wir Stereotype und Vorurteile über verschiedene Personengruppen, welche sich teilweise bereits im Kleinkindalter zeigen und über die Lebenszeit hinweg aufrechthalten, verstärken, aber auch abbauen können. Doch wo kommen diese her? Und wie wirken sich diese Stereotype auf die Stereotypisierten aus? Welche Wirkmechanismen liegen hinter diesen Konsequenzen?

In dieser Veranstaltung möchten wir den Blick auf die Auswirkungen von Stereotypen auf stereotypisierte Personen im MINT-Kontext und die dahinterliegenden Wirkweisen wenden.

Zum einen werden punktuelle Beispiele benannt, die den Einfluss von Stereotypen auf Stereotypisierte im MINT-Bereich aufzeigen. Zum anderen geben wir einen tieferen Einblick in Konstrukte wie den Stereotype Threat, den Stereotype Lift sowie Minority Stress und Ostrazismus, die herangezogen werden können, um zu erklären, weshalb manche Gruppen potentiell von Stereotypen profitieren, während andere benachteiligt werden.

02. Juli 2025 (Raum PK 4.122)
Andere Technologien bei Octavia E. Butler und Ursula K. Le Guin
Dr. Nina Franz und Irina Raskin M.A. (Institut für Medienwissenschaft, HBK Braunschweig)

Mit Octavia E. Butler und Ursula K. Le Guin widmen wir uns zwei renommierten US-amerikanischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts. In ihren zahlreichen Romanen und Kurzgeschichten entwickeln die beiden Zeitgenossinnen ein feministisches Spekulieren, das verdeutlicht, inwiefern Entwicklung, Ausübung und gar die Vorstellung von Technologie abhängig ist von gesellschaftlichen Ordnungen und zugleich in diese interveniert. Indem Butler und Le Guin in ihren Geschichten andere Techniken der Kommunikation, des Arbeitens, der Lust und Fortpflanzung, und – nicht zuletzt – des Erzählens erproben, dekonstruieren sie einerseits patriarchal, kolonial und kapitalistisch geprägte Vorstellungen von Technologie, und eröffnen andererseits den diskursiven und imaginativen Raum für fundamental andere Technologien und damit auch andere Lebensweisen.

09. Juli 2025 (Raum PK 4.2)
MINT geschlechterreflektiert vermitteln – Impulse für Didaktik und Wissenschaftskommunikation
Dipl.-Soz. Juliette Wedl (Braunschweiger Zentrum für Gender Studies)

Eine geschlechterreflektierte Vermittlung von Wissen über Ingenieur-, Natur- und Lebenswissenschaften steht vor der Herausforderung, den in den vorherigen Seminarsitzungen behandelten und tradierten Ungleichheiten, Stereotypen und Gaps entgegenzuwirken. Dabei sind zwei Ebenen relevant, die es gilt, kritisch zu hinterfragen und zu transformieren: 1) die Geschlechterstereotype und -rollen in Bezug auf die Menschen und ihre (anerkannten) Kompetenzen und 2) den Gender Bias in Bezug auf die Forschungsgegenstände.

Anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse gehen wir Frage nach, welche konkreten kommunikativen und didaktischen Interventionen dazu beitragen können, inklusive Lernumgebungen zu schaffen und die Repräsentation von weiblichen und nicht binären Personen und ihren Lebensweisen in der MINT-Forschung nachhaltig zu stärken. Die Ergebnisse sollen dazu anregen, bestehende Vermittlung von Wissenschaft in Lehre und öffentlicher Kommunikation geschlechterreflektierter zu gestalten.

Einige der Vorträge werden aufgenommen und später in der GeDiMINT-Toolbox zur Verfügung gestellt.

Seminarbeschreibung Gender trifft MINT

Geschlecht ist in vielfältiger Weise in die Gegenstände und die Arbeits- und Forschungsprozesse in MINT-Kontexten eingeschrieben. Deshalb verfolgen wir einen breiten thematischen Zugang, der sich an Forschende und Studierende aller Fachrichtungen richtet und Perspektiven der Sozial- und Geisteswissenschaften ebenso integriert wie unterschiedliche MINT-Disziplinen. Gemeinsam sind den Beiträgen eine kritische Reflexion von Geschlechternormen und die Diskussion, wie mehr Diversität und Inklusion möglich werden können.

Der Materialisierung gesellschaftlicher Ordnungen in Geschlechtszuschreibungen widmen wir uns anhand von (historischen) Einschreibungen von Geschlecht in menschliche Körper sowie in Gebäude- und Stadtplanung.

Wie Geschlecht in Fachkulturen und Berufsfelder sowie in Forschung und Entwicklung eingeschrieben ist, diskutieren wir mit Erkenntnissen aus natur- und technikwissenschaftlichen Berufsfeldern und aus der Entwicklung von Algorithmen und künstlicher Intelligenz.

Außerdem behandeln wir die Auseinandersetzung mit Technik und Geschlecht in Medien, Literatur und bildenden Künsten und reflektieren kritisch, woher stereotype Vorstellungen über Geschlecht in MINT-Kontexten kommen, wie sie sich überwinden lassen und wie Wissenschaftskommunikation und MINT-Didaktik geschlechtersensibel gestaltet werden können.